NEUES RECHERCHEPROJEKT: H.E.I.M.G.E.S.U.C.H.T.
Heimgesucht? Oder: H.E.I.M.G.E.S.U.C.H.T.? Oder: heim/gesucht? Vielleicht: Heim gesucht? Auf jeden Fall: Ein schönes, etwas altmodisches und geheimnisvolles Wort mit vielen Facetten. Die Klasse Wittenborn macht diesen Begriff und seine verschiedenen Bedeutungsebenen zum Mittelpunkt ihres Theaterprojektes: Es geht um Wohnungsnot und Geisterstädte, um Heimweh und Heimbewohner*innen, um Krankheit und Identität. Ihre Recherchen haben das Ensemble u. a. zu alten Kartons mit VHS-Kassetten geführt, in den Alltag von Immobilienmakler*innen, zu Ordnern voller Rechnungen, ins Kölner Stadtarchiv, in Jugendheimstätten, in Kindergärten, ins alte Haus der Familie – und immer wieder nach innen. Ein poetischer und politischer Szenenbogen zu den großen Fragen: Was sucht mich heim? Wer sucht mich heim? Wen suche ich heim? Oder: Wo suche ich Heim?
Das Rechercheprojekt H.E.I.M.G.E.S.U.C.H.T. sind eigentlich 12 kleine Projekte rund um einen verbindenden Begriff. Daraus ist eine vielstimmige Szenencollage entstanden. Das kann man sei machen, muss man aber nicht: In den meisten Rechercheprojekten arbeitet man eher gemeinsam an einem zentralen Strang, von dem aus die verschiedenen Recherchen ausgehen und zu dem sie zurück kommen. Danach kommt eine intensive dramaturgische Phase und die ganze Geschichte wird komplett überarbeitet und in eine finale Fassung gebracht. Nicht so bei H.E.I.M.G.E.S.U.C.H.T., den hier sind 12 sehr individuelle, teils auch sehr persönliche Szenen entstanden, die gleichwohl manchmal auch vom ganzen Ensemble bespielt werden.
Stefan H. Kraft, Regisseur
Warum ein Rechercheprojekt?
Das Rechercheprojekt hat einen festen Platz in unserem Ausbildungskonzept. Recherchetheater ist nämlich eine großartige Möglichkeit für Theaterschaffende, möglichst viele Jobs in sich zu vereinen: Darsteller*innen, Autor*innen und Dramaturg*innen.
Indem die Schüler*innen der Klasse Wittenborn sich in diesem Projekt auf die persönliche und ganz subjektive Suche nach den vielen Bedeutungsebenen des Begriffs „heimgesucht“ begeben, stellen sie sich selber die Ausgangsfragen: „Was sucht mich heim? Wer sucht mich heim? Wen suche ich heim? Oder: Wo suche ich Heim? Aus diesen Fragen ergeben sich dann die einzelnen Schritte der Recherche: Wo suche ich nach Antworten? In mir? Im Netz? In Institutionen oder Büchern? In Interviews?“
Recherchetheater konfrontiert die Macher*innen also radikal mit der Frage: „Welche Geschichten will ich als Schauspieler*in eigentlich erzählen? Welches sind meine großen Themen? Welche künstlerische, darstellerische Form passt zu dem, was ich erzählen will? Welche Risiken bin ich bereit, einzugehen – denn ich stehe eher als Geschichtenerzähler*in, als Performer*in auf der Bühne und bin nicht durch eine Figur „geschützt“?“
Die Schauspielschule Der Keller führt deshalb bereits zum dritten Mal im Rahmen der Ausbildung ein Recherche-Theaterprojekt durch, weil diese Form der Theaterarbeit u. a. auch immer wieder dazu anhält, den eigenen künstlerischen Standpunkt weiter zu entwickeln – und immer wieder zu hinterfragen!
Nominierung zum Kurt-Hackenberg-Preis
Nicht nur unser Dozent Stefan H. Kraft wurde mit seinem Kollektiv FUTUR3 bereits mehrfach für den Kurt-Hackenberg-Preis nominiert und hat diesen auch gewonnen, auch unser letztjähriges Rechercheprojekt VEREIN(t) IN KALK wurde für diesen renommierten Kölner Theaterpreis für politisches Theater nominiert. Dieses Jahr schicken wir H.E.I.M.G.E.S.U.C.H.T ins Rennen und drücken allen Beteiligten die Daumen für eine erneute Nomierung (und natürlich auch den Gewinn!).
Theater der Keller
TICKETS
Termine:
04.07.2025, 19.00 Uhr
05.07.2025, 15.00 und 19.00 Uhr
06.07.2025, 15.00 und 19.00 Uhr
Mit:
Josephine Becker, Maia Büchel, Julia Flad, Ruben Fritz, Oscar Hardt, Pia Heldmann, Leonie Merle Kluth, Gerrit Kuhnen, Hannah Kuzniarek, Antonia Sonntag
Leitung:
Stefan H. Kraft